Turbulenz

Letztes Frühjahr haben wir über Gewitter geredet, im Anschluss daran sollten wir uns über Turbulenzen unterhalten.

Microburst

Im Auflösungsstadium eines Gewitters kann es zu einem Downburst oder Microburst kommen: die letzten Wassermassen fallen schwallartig aus der Wolke, zwingen dabei die bodennahen Luftmassen zum Aufsteigen, was kleinräumig zu üblen Windscherungen führt, besonders gefährlich bei Start und Landung. Im Gegenwindsektor kommt es kurzzeitig zu einer Zunahme der Airspeed, mit zusätzlichem Steigen, im Rückenwindsektor zu einer Geschwindigkeitsabnahme mit Durchsacken.

Aber Turbulenzen treten nicht nur in Gewitternähe auf.

Da wären als erstes die Wirbelschleppen hinter anderen Luftfahrzeugen. Diese entstehen wenn die Luft vom höheren Druck unterhalb der Tragfläche um die Tragflächenspitze herum zum niedrigeren Druck auf der Oberseite strömt. Diese Wirbelschleppen folgen dem Flugzeug, wie das Kielwasser einem Schiff.

Sie senken sich nach unten ab und lösen sich langsam auf, in Bodennähe spätestens wenn sie in den Bereich Bodenreibung kommen.
Generell gilt: Wirbelschleppen sind besonders gefährlich bei schweren, langsam fliegenden Luftfahrzeugen, vor allem wenn diese Auftriebshilfen wie Klappen und Vorflügel gesetzt haben.

Für uns gilt: wir versuchen OBERHALB des Flugweges des vorausfliegenden Flugzeuges zu bleiben, also später aufzusetzen bei der Landung, oder früher abzuheben und steiler zu steigen beim Abflug.
Bei schwachem Wind bleiben die Wirbelschleppen länger stehen als bei einer steifen Brise. Bei der Ansage „Caution, wake turbulence“ also kurz das mentale Bild entwickeln: wie ist der Wind, wohin verweht es die Wirbelschleppe, oder kann ich von Wirbeln einer evtl. Paralellbahn gefährdet werden.

Auch kleinere Flugzeuge können signifikante Wirbel erzeugen, siehe hierzu die Flugunfalluntersuchung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) des Absturzes einer DR400 hinter AN-2 in Backnang:

Konvektive Wetterlagen können ebenfalls Turbulenzen bewirken: Luftpakete steigen auf, z.B. bei Sonneneinstrahlung über dunklen Flächen wie Wälder. Nebenan, z.B. über kühleren Wasserflächen, senkt sich die Luft wieder ab, dazwischen schaukelt es gewaltig.

Gebäude rufen bei stärkerem Wind Reibungsturbulenz hervor, was man erleben kann, wenn man mit nördlicher Seitenwindkomponente beim Anflug auf die Piste 09 am Hangar der Segelflieger vorbeifliegt.

Wenn schon Gebäude Turbulenzen verursachen, dann können das Berge und Gebirge erst recht, das kann in Extremfall bei stabiler Schichtung und starken Winden zu Leewellen, mountain waves führen. Manchmal sind diese durch einen Altocumulus lenticularis (im Bayrischen auch Föhnfisch genannt) sichtbar.
Die Wolke selbst scheint stationär, dabei pfeift die Luft mit ziemlicher Geschwindigkeit hindurch. Steht die Wolke frei in der Landschaft, markiert sie die Spitze eines Rotors im Lee eines Berges.

Andere Beispiele wären der das Rhonetal hinabwehende Mistral, oder die Bora an der Adriaküste, beide für ihre Bockigkeit bekannt.

Turbulenzen können als Windscherung ebenfalls beim Durchfliegen einer Inversionsschicht auftreten, wenn sich Windrichtung und -stärke darüber und darunter signifikant unterscheiden.

Sollte es den Passagieren in Turbulenzen übel werden:

  • langsamer fliegen, dass die Schläge nicht so hart durchkommen
  • Unnötiges Kopfdrehen vermeiden und alsbald landen
  • Ausreichend Frischluft tanken

… meine Flugschüler kennen das, wird mir doch besonders leicht übel 🙂

BPFV-Fluglehrer Markus Vogt

Euer „Wetterbär“ Markus


Badisch-Pfälzischer Flugsportverein e. V. Est. 1926