Gewitter

Letztes Mal haben wir über die Wolkengattungen geredet, heute wollen wir die für uns Flieger gefährlichste Wolke, den CB, genauer ansehen.

Der CB entwickelt sich aus dem Altocumulus castellanus (Ac cas) zum Cumulus congestus (Cu con) oder towering cumulus (TCU).

Man unterscheidet drei Entwicklungsstufen:

  • Cumulusstadium
  • Reifestadium
  • Auflösungstadium

Das Cumulusstadium ist ein TCU der sich mindestens 10000 Fuß in die Höhe erstreckt. Die konvektive Zelle hat 5-10 km Durchmesser. Es gibt nur Aufwinde, 1000 – 2000 ft/min, das heißt ein explodierender Cumulus ist mit unseren Flugzeugen nicht zu übersteigen.

Im Reifestadium, das ca. eine Stunde dauert, haben Gewitter die größte Intensität. Die Zelle hat einen Durchmesser von 10-20 km. Der ausfallende Niederschlag sorgt für eine klare Zweiteilung des CB, an der Vorderseite herrschen nur Aufwinde, die in Nähe der Wolkenoberseite die höchste Geschwindigkeit mit bis zu 6000 ft/min erreichen. Auf der Rückseite gibt es nur Abwinde, die an der Wolkenbasis am stärksten sind.

Der CB stößt an der Tropopauseninversion an und bildet einen Cirrusschirm, eine Kappe, weshalb man ihn Cumulunimbus cappilatus, Cb cap nennt.

Alle gefährlichen Wettererscheinungen treten gleichzeitig auf:

  • Vereisung, Klareis zwischen 0°C und -20°C, teilweise bis -30°C, Rauheis bis -45°C
  • Turbulenzen innerhalb der Wolke, besonders zwischen Auf- und Abwindsektor
  • Turbulenzen außerhalb der Wolke, der schwallartig ausfallende Starkregen (Downburst) zwingt die bodennahe Luft zum Aufsteigen, es bildet sich der Böenkragen des CB.
  • Die Böenfront kann auch 20-30km vor dem Gewitter in wolkenfreier Luft für Turbulenzen sorgen.
  • Hagelschlag tritt bis in Höhen von 45000 Fuß auf, auch unterhalb des Cirrusschirms
  • Die meisten Blitze treten in Höhen um 0°C auf, von +10°C bis -10°C, also im Bereich von +- 5000 Fuß um die Nullgradgrenze. Sie können die Besatzung blenden, bei direktem Einschlag die Avionik beeinträchtigen oder Teile aus Verbundwerkstoffen erheblich schädigen.
  • Der zugehörige Donner kann die Besatzung kurzfristig ertauben lassen
  • Der Starkniederschlag kann die Sichten in den Bereich von 1000 Metern drücken, bei tropischen Gewittern herunter bis in den Bereich um 10m
Layout einer Gewitterwolke

Im Auflösungsstadium von ein bis zwei Stunden gibt es nur noch Abwinde bis 1000 ft/min, der Cb regnet sich aus, an der Basis können noch vereinzelt Blitze auftreten. Der Cirrusschirm bildet einen langen Amboss.

Die moderne Gewitterklassifikation unterscheidet zwischen 

  • Einzelzellen, mit 10km Durchmesser und einer Stunde Lebensdauer
  • Multizellen, eine typische Erscheinung an Kaltfronten, mit 30km Durchmesser und drei Stunden Lebensdauer. Durch die klare Trennung von Auf- und Abwindsektor kann der ausfallende Starkregen nicht die Zufuhr feuchtwarmer, labiler Luft in das System unterbinden, weshalb sich Tochterzellen bilden können.
  • Superzellen mit bis zu 100km Durchmesser und 12 Stunden Lebensdauer. Sie entstehen, wenn zu feuchtwarmer, labiler Luft noch eine Kaltluftadvektion in der Höhe kommt. Die einströmende Kaltluft in der Höhe sorgt für eine absolut labile Schichtung und wirkt wie ein Staubsauger auf die feuchtwarme, labile Luft darunter.

Bleibt für uns festzuhalten: CBs sind die Teufel in der Atmosphäre, und zwecks des Erhalts unseres Seelenheils halten wir uns von ihnen fern.

Euer Wetterfrosch
Markus


Badisch-Pfälzischer Flugsportverein e. V. Est. 1926