Berechnung der Dichtehöhe

…nach dem Start keine Höhe gewonnen…Maschine zerstört.

Wir alle kennen die Unfallberichte zur Genüge. Preisfrage: Um wie viel ft kann die Dichtehöhe auf einem Flugplatz schwanken? Um 200 ft, 500 ft oder gar 1000 ft?

Um der Sache nachzugehen, muss man sich zuerst mal mit verschiedenen Begriffen auseinandersetzen. Jeder von uns kennt den Begriff Standardatmosphäre und die wichtigsten Parameter kriegen wir noch zusammen. Druck auf Meeresniveau 1013 hPa, Temperatur auf Meeresniveau 15° C, Temperaturabnahme 2° C pro 1000 ft.

Nehmen wir einmal an, wir haben in Mannheim etwa 15° C und ein QNH von 1013 hPa, also “Standardbedingungen“.  Für unseren Flieger nebst Motor ist die Welt in Ordnung und er verhält sich laut Handbuch (hoffentlich) so, wie sich ein Flieger eben in 300ft zu benehmen hat.

Ein paar Tage später hat sich ein dickes Hoch mit 1040 hPa über Mannheim etabliert. Die Temperatur lassen wir mal bei 15° C. Was ist jetzt aber mit unserem Flieger? Er fühlt den höheren Druck und da der Druck nach unten zunimmt, fühlt er sich 27 hPa tiefer. Da 1hPa etwa 30 ft entspricht, steht er leistungsmäßig 800 ft tiefer. Genau genommen steht er jetzt auf einer Druckhöhe von –500ft.

Wiederum ein paar Tage später liegt über Mannheim ein schlimmes Tief mit 987 hPa. Die Temperatur immer noch 15° C. Niedrigerer Druck bedeutet größere Höhe und 27 hPa entsprechen 800 ft – aber diesmal höher. Unser Flieger befindet sich jetzt also auf einer Druckhöhe von 1100 ft. Allein die Druckschwankungen durch Hochs und Tiefs können also schon Druckhöhenschwankungen von 1000 ft und mehr verursachen.

Bis jetzt haben wir aber noch nicht die Temperaturschwankungen in Betracht gezogen.

Nehmen wir uns noch einmal das Hochdruckgebiet von 1040 hPa vor, aber diesmal im Winter mit einer Temperatur von –10°C. Das sind in Mannheim etwa 25° C unter Standardtemperatur. Nun ändert sich die Luftdichte pro 1°C um 120 ft. Bei 25°C also um 3000 ft. Unter diesen Bedingungen wäre unser Flieger also (theoretisch) auf einer Dichtehöhe von –3500 ft MSL.

Machen wir das gleiche Spiel mit unserem Tiefdruckgebiet von 987 hPa und einer Temperatur von hochsommerlichen 40°C, so befördern wir unseren Flieger auf eine Dichtehöhe von 4100 ft (1100 ft + 3000 ft).

Satte 7600 ft Unterschied in der Dichtehöhe bei extremen Bedingungen! – Na, hätte man das erwartet???

Was uns im ersten Fall zu ungeahnten Start- und Flugleistungen verhilft, macht im zweiten Fall unseren Flieger zu einer müden Krücke. Vor allem im Sommer bei vollen Tanks und vier besetzten Sitzplätzen sollte man vor einem Start mal wieder darüber nachdenken und bezüglich Startstrecke und Steigvermögen das Flughandbuch konsultieren.

Weiterhin sicheres Fliegen wünscht

Hermann Arend
Leiter BPFV-Flugschule

...nach dem Start keine Höhe gewonnen...Maschine zerstört. Wir alle kennen die Unfallberichte zur Genüge. Preisfrage: Um wie viel ft kann die Dichtehöhe auf einem Flugplatz schwanken? Um 200 ft, 500 ft oder gar 1000 ft? Um der Sache nachzugehen, muss man sich zuerst mal mit verschiedenen Begriffen auseinandersetzen. Jeder von uns kennt den Begriff…

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